„Sonst fliegt uns das System um die Ohren“
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FUTURE HEALTH DAY
„Sonst fliegt uns das System um die Ohren“
Gottfried Ludewig eröffnete den dritten Future Health Day mit deutlichen Worten. „In den meisten Kliniken und Arztpraxen sieht es noch aus wie vor 20 Jahren. Papier, Telefonate, Bettklingel und sogar Faxe gehören noch zum Alltag. Das können wir uns in Anbetracht des demografischen Wandels nicht mehr leisten. Wir müssen digitalisieren, sonst fliegt uns das System um die Ohren.“
Modellregion in der Lausitz
Gerald Heinz und Sven Kleemann von der Medizinische Universität Lausitz - Carl Thiem zeigen, wie eine ganze Region mit rund einer Million Menschen von der Digitalisierung eines Klinikums profitieren können. Die Cloud ist die Basis dafür. Und die Vernetzung hört nicht an den Krankenhaustür auf, sondern bezieht niedergelassene Ärzte, Rehazentren und viele mehr mit ein.
„Schneller in die Umsetzung kommen“
Podiumdiskussion zum „Digitale Klinik: Vision oder Wirklichkeit“. (v.l.) Martin Peuker (Digitalisierungsvorstand Medizinische Universität Lausitz – Carl Thiem), Dietmar Schulz (CIO Robert Bosch Krankenhaus), Martin Fiedler (Ärztlicher Direktor Inselspital Bern), Franz Öller (Kaufmännischer Geschäftsführer Burgendländische Krankenanstalten Gesellschaft m.b.H.) und Udo Lingen waren sich einig, dass die Digitalisierung noch nicht zum Alltag in den Krankenhäusern gehört. „Wir müssen viel schneller in die Umsetzung kommen“, sagte Peuker.
Digitalisierungsgrad höchst unterschiedlich
Wie unterschiedlich der Digitalisierungsgrad ist, zeigten die Beispiele aus den Kliniken. Einer der Vorreiter ist das Inselspital in Bern. 30.000 Patientinnen und Patienten nutzen 2024 bereits eine für das Krankenhaus entwickelte App. Damit rufen sie etwa Röntgenbilder und medizinische Werte ab, machen den Check-in im Krankenhaus und sind mit den Nachsorgeeinrichtungen vernetzt. Martin Fiedler betonte aber auch: „Digitalisierung ist ein Kulturwandel. Wir müssen auch unsere Mitarbeitenden mitnehmen.“
Bessere digitale Prozesse
V. l.: Simone Schwering (Stellvertretende Vorstandsvorsitzende Barmer), Markus Scheitzach (CFO Korian Gruppe), Gottfried Ludewig und Florian Fuhrmann (Geschäftsführer Gematik) sprachen über die Digitale Gesundheitswende. Diese sei nur in Teilen geschafft. Es gäbe noch viel zu tun. Positives Beispiel sei die Digitale Identität: „Rund 2,8 Millionen unserer Versicherten nutzen die Digitale Identität, um einfach und sicher unsere Dienste wie die App aufzurufen.“ Die Kunden seien begeistert. Die Versicherten könnten einfach über die Barmer-App sehen, welche Impfungen fehlen.
Marktstände
Wie Digitalisierung funktionieren kann, zeigten auf Markständen die Unternehmen deepc, Doccla Deutschland, NetApp, Palo Alto Networks, Qunomedical GmbH und natürlich die Telekom Healthcare Solutions.
Telematikinfrastruktur auf dem Weg in die Zukunft
gematik-Chef Florian Fuhrmann zeigte sich im Interview mit der Moderatorin Jessica Hanneken erfreut, dass Union und SPD die Digitalisierung des Gesundheitswesens in ihren Koalitionsverhandlungen offenbar als Chance verstehen. „Ich glaube, diesen Spirit werden die neuen Minister mitnehmen und sich überlegen, wie wir die Digitalisierung nutzen können. Im Gesundheitswesen haben wir schon viele Dinge vorgedacht und viel auf den Weg gebracht. Diesen Weg sollten wir kontinuierlich weiter gehen.“ Auch in der gematik rechnet Fuhrmann in den kommenden Jahren mit neuen Impulsen. „Wir müssen uns auf jeden Fall zu einer TI 2.0 entwickeln und eine Komplexitätsreduktion hinbekommen.“ Damit soll allen Playern im Gesundheitswesens geholfen und vor allen Dingen den Menschen geholfen werden.
App-Entwicklung mit KI in wenigen Minuten
Beeindruckend: Peter Lorenz machte mit einer Live-Demo deutlich, was KI heute bereits kann. Die Programmierung von Apps, bei der eine KI von der anderen kontrolliert und herausgefordert wird, verringert die Entwicklungszeit von sechs Monaten auf wenige Minuten. Und das unter Einhaltung aller rechtlichen Vorgaben.
Volles Haus „Unter den Linden“
Der dritte Future Health Day war ausgebucht. „Die Veranstaltung war ein voller Erfolg. Wichtig sind die Impulse und der Austausch aller Beteiligten, der im Alltag oftmals auf der Strecke bleibt. Wir müssen gemeinsam daran arbeiten, dass die Menschen dank der digitalen Möglichkeiten besser versorgt werden“, sagte Gottfried Ludewig.