Telemedizin, das digitalisierte Krankenhaus und das Digitale-Versorgung-Gesetz: Darüber diskutierten Referenten und Gäste beim Branchenevent Gemeinsam #360digital am 29. November in Bonn.
Einen 360-Grad-Blick auf Telemedizin, eHealth und das vernetzte Krankenhaus der Zukunft sowie die intersektorale Versorgung – das versprach Magdalena Groneberg von Telekom Healthcare Solutions den Besuchern in ihrer Auftaktrede. Mehr als 200 Gäste hatten sich am 29. November bei der Telekom am Landgrabenweg eingefunden, um sich bei „Gemeinsam #360digital“ über Neuerungen im Bereich Telemedizin zu informieren, über die Lage am Gesundheitsmarkt auszutauschen, die neuesten Trends kennen zu lernen und bestehende Lösungen gemeinsam weiterzuentwickeln.
Zur Begrüßung erfasste Mark Düsener, Geschäftsführer der Telekom Healthcare Solutions, die spürbare Aufbruchstimmung in der Branche: „Unser Gesundheitssystem braucht die Digitalisierung. Endlich schafft Gesundheitsminister Jens Spahn Tatsachen und macht Tempo. Mit dem Digitale-Versorgung-Gesetz ist der gordische Knoten jetzt durchschlagen.“ Er betonte weiter, Deutschland hätte eines der besten Gesundheitssysteme weltweit: „Aber leider auch eines der schlechtesten, wenn es um Digitalisierung geht. Und das möchten wir ändern“, so Düsener weiter. „Allerdings fließen aktuell nur rund 1,5 Prozent des Budgets eines Krankenhauses in die Digitalisierung. Das ist viel zu wenig für die Aufgaben, die IT-Verantwortliche heute angehen müssen.“ Michael Waldbrenner, Geschäftsführer Produkte und Finanzen bei Telekom Healthcare Solutions, ging in seiner Rede auf die neue KRITIS-Verordnung des BSI ein, hier seien jetzt Sinn und Unsinn voneinander zu trennen.
Erste Krankenhauskette in Südafrika mit digitaler Dokumentation
Schließlich berichtete Fabian Berger, Geschäftsführer Vertrieb und Marketing der Telekom Healthcare Solutions, von der ersten digitalen Krankenhauskette mit 52 Standorten in Südafrika. Die Telekom habe hier im vergangenen Jahr 65 Digitalisierungsprojekte realisiert: So dokumentieren Ärzte und Pflegepersonal ihre Arbeit jetzt ausschließlich mobil per iPads und die Apotheke der Einrichtung sei an das Krankenhaus Informationssystem (KIS) angeschlossen. „1967 gab es in Südafrika die erste Herztransplantation. Doch bis 2017 hat sich beispielsweise an der medizinischen Dokumentation nichts geändert. Seit 2019 ist dieser Prozess nun digitalisiert“, sagte Berger während seiner Präsentation auf der Gemeinsam #360digital.
„Digitale Unterstützung wird hier dringend benötigt.“
In seinem Vortrag: „Auf dem Weg in das Gesundheitswesen der Zukunft“ konstatierte Dr. Martin Sedlmayr, Professor für medizinische Informatik an der TU Dresden: 17 Jahre dauere es im Schnitt, bis eine Innovation es in die Praxis schaffe. „Dabei wird die digitale Unterstützung hier dringend benötigt”, betonte Sedlmayr. „Eine Künstliche Intelligenz kann Ärzte und Pfleger maßgeblich unterstützen, um für jeden einzelnen Patienten eine individuell bestmögliche Therapie und Behandlung zu finden.”
Aktuell strömten viele Unternehmen in den Markt, die mit der Gesundheitsbranche ursprünglich nichts zu tun haben, sei es Google oder Autobauer Ford. Hinzu kämen unerwartete Möglichkeiten: So habe das Robert Koch Institut festgestellt, dass sich der Ausbruch von Infektionskrankheiten anhand von Social-Media-Aktivitäten viel früher erkennen lässt, als es die Meldeblätter bei den Ärzten vermögen. Das Gros der Bevölkerung sei bereit, so Sedlmayr weiter, seine Daten für Forschungszwecke zur Verfügung zu stellen, allerdings müssten Freigabe und Schutz für den Einzelnen zu kontrollieren sein. Eine gute Idee sei sicherlich, in den Unikliniken Datenzentren zu errichten, die der Forschung als lokale Hubs dienen. Untereinander vernetzt stünde auf diese Weise ein hervorragender Datenfundus zur Verfügung.
Eines der wichtigsten Themen im Gesundheitswesen ist derzeit Telemedizin: So betonte Dr. Olaf Müller, Managing Director des Carus Consilium Sachen, im Anschluss die Rolle der Telemedizin für die begleitende Versorgung von chronisch kranken Menschen. So ließen sich etwa Herzkranke besser versorgen und müssten nachweislich kürzer im Krankenhaus bleiben. Hier sei dringend eine Lösung für die Masse gefragt. Die Technik sei bereits entwickelt, es fehle lediglich an der Finanzierung. Außerdem sei eine bundesweit einheitliche Patientenakte erforderlich, wie es sie in Österreich bereits gibt.
„Von der Digitalisierung der Gesundheitsbranche werden alle profitieren“
Nach der Netzwerkpause informierten sich die Gäste über gesetzliche Neuerungen und Abkündigungen zum Jahreswechsel sowie neueste Entwicklungen rundum das Krankenhausinformationssystem iMedOne.
Beim abschließenden Get-together zeigten die Teilnehmer sich sehr zufrieden: „Ich schätze den Austausch unter Fachkollegen bei diesem jährlichen Branchentreffen sehr“, sagte etwa Dr. Marcus Hahn, aus dem Bereich Analytics und Development der Knappschaft Kliniken. „Hier höre ich von den Erfahrungen anderer Einrichtungen und wir kommen wieder in den gezielten Austausch. Mein Fazit: Von der Digitalisierung des Gesundheitswesens werden alle profitieren, die Patienten ebenso wie die Ärzte, die Krankenkassen und die beteiligten Unternehmen.“